Artikel aus dem Südkurier von Georg Lange
Mit dem Umbau der historischen Zehntscheuer zu einem vereinsübergreifenden Gemeindezentrum nimmt das Jahr auch in Güttingen Fahrt auf. Rund 2 Millionen Euro sind für den Umbau des Gebäudes veranschlagt und lange soll es nicht mehr dauern, bis sich etwas tut: In diesem Jahr soll noch mit dem Umbau begonnen werden, sagt Ortsvorsteher Martin Aichem.
Radolfzell erhält als Bauherr für das Projekt einen Zuschuss in Höhe von 670.000 Euro aus dem Förderprogramm für den ländlichen Raum (ELR). Der Wunsch nach einem Zentrum in der Zehntscheuer besteht seit nahezu zwei Jahrzehnten. Problematisch: Innerhalb der vergangenen drei Jahre hätten sich die Baukosten für den Umbau verdoppelt, so Aichem.
Was der Ortschaft noch Sorge bereitet, sei der Ankauf einer Grundstücksfläche an der geplanten Gemeindescheuer. Aktuell grenzt die Scheuer an drei Seiten an die Nachbarn. Ohne Zukauf der Grundstücksfläche hätte die Zehntscheuer nur einen Zugang vom Dorfplatz. Mit dem Grundstückserwerb könnte ein zweiter Fluchtweg entstehen, damit man das Obergeschoss für Veranstaltungen besser nutzen könnte. Ebenso könnte die Küche über die Rückseite der Scheuer beliefert werden.
Buchensee und Eingemeindung
Und was steht sonst noch an? Wegen des Großprojekts habe sich die Teilortschaft für weitere Wünsche im Haushaltsjahr 2024 zurückgenommen, erklärt Ortsvorsteher Aichem. Nur Notwendigstes sei als Wunsch geäußert worden.
Beispielsweise soll am Buchensee der marode und in die Jahre gekommene Badesteg durch eine Metallkonstruktion ersetzt werden. Bis zum Beginn der neuen Badesaison solle der Steg erneuert sein. Im vergangenen Jahr erhielt das Bad schon eine Außendusche und einen Kinderspielplatz.
Außerdem beteilige sich Güttingen in diesem Jahr an einer der geplanten Ausstellung im Stadtmuseum zum Thema „Geschichten aus den Ortsteilen“ zur Eingemeindung vor 50 Jahren. Martin Aichem spricht hier allerdings eher von einem Jahrestag als von einem Jubiläum. Denn die Güttinger hätten sich bis zuletzt der Eingemeindung erwehrt. Als die Zwangseingliederung drohte, streckte die Ortschaft ihre Waffen, erinnert sich Aichem.
Dem damaligen Güttinger Bürgermeister, Hans Nägele, schwebte eine Alternative zur Eingemeindung vor: Einen Verwaltungszusammenschluss mit den nördlich von Radolfzell liegenden Ortschaften Liggeringen, Stahringen, Güttingen und Möggingen. 1975 hatte man einen Trauerkranz an das Ortschaftsschild gehängt. Mittlerweile fühle man sich aber als ein Ortsteil von Radolfzell, sagt Martin Aichem: „Der Lokalpatriotismus wich den Realitäten.“