Seit 15 Jahren soll das historische Fachwerkhaus so umgebaut werden, dass es den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft fördert. Nun gibt es Fördergelder – und eine Entscheidung im Gemeinderat, wann es losgehen soll.
Doch mit der Förderung drängt nun auch die Zeit. Denn wie die Stadt Radolfzell berichtet, erwartet das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, dass nach der Bewilligung „unverzüglich mit dem Bau begonnen und das Projekt zügig fertiggestellt wird“. Wird der Zeitrahmen nicht eingehalten – also wird nicht bis spätestens zum 31. Juli 2024 begonnen und die Schlusszahlung bis spätestens zum 30. September 2025 getätigt – so droht der Widerruf der Förderung.
Die Baukosten sind gestiegen
Entsprechend landete das Projekt nun auf der Tagesordnung des Gemeinderats, damit über den Umbau der Gemeindescheune entschieden werden konnte. Dort wurde auch über zu erwartenden Kosten gesprochen. Denn die Kosteneinschätzung, die für 2023 bei knapp 1,76 Millionen Euro lag, hat sich nach einer neuen Prüfung und Aktualisierung der Planungen noch einmal erhöht – und zwar auf etwas mehr als 2,16 Millionen Euro. Durch Eigenarbeit können die Baukosten aber laut Sitzungsunterlagen um circa 73.000 Euro verringert werden. Dadurch reduzieren sich die Baukosten auf etwa 2,09 Millionen Euro.
Dass die Kosten insgesamt dennoch gestiegen sind, wird mit mehreren Faktoren begründet. Zum einen seien die Baupreise gestiegen und die Prognose gehe von einer weiteren Steigung aus. Zum anderen habe sich der Zustand der Gemeindescheune verschlechtert. Außerdem solle statt der ursprünglich vorgesehenen Beheizung und Warmwasserbereitung durch eine Wärmepumpe eine klimafreundlichere Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaikanlage zum Einsatz kommen.
Auch die Anforderungen an die Photovoltaikanlage durch den Denkmalschutz, erforderliche Verbesserungen des Wärmeschutzes und die Wiederverwendung von handgestrichenen Dachziegeln, die vom Denkmalschutz gewünscht wird, sowie ein dadurch nötiges Unterdach schlagen sich auf den Preis nieder.
Zustimmung – und weitere Aufträge
Trotz der Verteuerung stimmte der Gemeinderat schlussendlich einstimmig dafür, die Gemeindescheune zum Dorfgemeinschaftshaus umzubauen. Die Stadtverwaltung rechnet aktuell damit, dass die Bauarbeiten im Mai 2024 starten können und etwa ein Jahr später abgeschlossen sind.
Allerdings gaben die Räte der Stadtverwaltung noch weitere Aufgaben mit auf dem Weg. Die CDU-Fraktion hatte mehrere Anträge gestellt und forderte unter anderem dazu auf, weiteren Geländeerwerb rund um die Gemeindescheune zu prüfen. „Wenn es die Chance gibt, Gelände zu erwerben, würde das Verbesserungen für die Scheune bringen“, erklärte CDU-Gemeinderat Christof Stadler. Im Antragsschreiben werden mehrere solcher Vorteile genannt: So gebe es eine bessere Beleuchtung und Erschließung der Scheune und gegebenenfalls könnte der Sanitärbereich in einen Anbau ausgelagert und so mehr Platz in der Scheune geschaffen werden.
Wo kann noch gespart werden?
Zudem beantragte die CDU, Einsparpotenzial zu überprüfen. Auch solle der Bebauungsplan überarbeitet werden. Denn der lege aktuell zwar Baufenster fest, mache aber keine Aussagen zu Bodenverdichtung, schützenswerten Grünflächen, Stellplätzen und anderen Punkten. Und im zukünftigen Nutzungsvertrag der Gemeindescheune solle eine ganzjährige Nutzung der Scheune und „eine Offenheit für andere Güttinger Vereine und Radolfzeller Kulturaktionen“ festgeschrieben werden – also nicht nur für die Narren, für die eine Narrenstube unter dem Dach geplant ist.
Siegfried Lehmann (FGL) brachte zudem einen Kostendeckel ins Gespräch. „Die Kosten sind weiter durch die Decke geknallt“, beklagte er. Würden die Kosten nun noch weiter steigen, müsse man Abstriche bei diesem Projekt machen.
So stimmte der Gemeinderat ab
Schlussendlich wurde im Gemeinderat – wenn auch zum Teil mit ein paar Enthaltungen und einer Gegenstimme – beschlossen, die Möglichkeit eines zusätzlichen Geländeerwerbs und eine Verbesserung der Infrastruktur sowie die Möglichkeit weiterer Einsparpotenziale zu prüfen. Auch soll der Bebauungsplan überarbeitet und eine ganzjährige Nutzung der Scheune sowie eine Offenheit für andere Vereine festgeschrieben werden. Zudem wird tatsächlich ein Kostendeckel festgelegt: Die möglichen Kosten werden auf die aktuell berechnete Summe von etwa 2,09 Millionen Euro begrenzt.
Text: Laura Marinovic
Foto: Gerald Jarausch